Creglingen. Der heilige Florian ist der Schutzpatron der Feuerwehren – sein Todestag am 4. Mai im Jahre 304 nach Christus ist heute ein weltweiter Gedenktag – und für viele „Floriansjünger“ ein Feiertag. So auch für die Feuerwehren im Main-Tauber-Kreis, dessen Kreisverband zur Wirthwein AG nach Creglingen einlud. Rund 180 Gäste folgten der Einladung und konnten neben einem imposanten Fuhrpark mit Tanklöschfahrzeugen, Drehleitern und Feuerwehrdrohne einem interessanten Festprogramm lauschen, das die „Ausbildung im Wandel der Zeit“ aus Sicht eines Industrieunternehmens und der Feuerwehr beleuchtete.
Technikvorstand Marcus Wirthwein dankte den anwesenden Feuerwehrleuten für ihren ehrenvollen, freiwilligen und sehr wichtigen Dienst zu jeder Jahres-, Tages- und Nachtzeit. Er erinnerte an den Großbrand eines benachbarten Industriebetriebs am polnischen Standort in Lodz im Jahr 2015 und wie wichtig das beherzte und professionelle Eingreifen der örtlichen Feuerwehr war. Im Bewusstsein der Verantwortung gegenüber dem Ehrenamt der freiwilligen Feuerwehren im Main-Tauber-Kreis ist die Wirthwein AG gerne Gastgeber des Florianstags 2018 geworden.
Der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Sebastian Quenzer bedankte sich persönlich wie auch im Namen seiner Stellvertreter Karl-Ernst Vath, Heiko Wolpert und Jochen Herrschlein bei der Wirthwein AG für das Sponsoring und den herzlichen Empfang. Er freute sich über den großen Zuspruch und das Interesse der Floriansjünger sowie der Vertreter weiterer Hilfsorganisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz, THW, Polizei und DLRG. Pfarrer Matthias Widmayer, Leiter der Notfallseelsorge im Main-Tauber-Kreis, führte das Gedenken an den heiligen St. Florian aus. Das theologische Gebot der Nächstenliebe ist es, was die Feuerwehrleute in ihrem Dienst in die Praxis übertragen. Widmayer lobte das freiwillige Engagement in Zeiten des zunehmenden Egoismus und äußerte unter dem Beifall der Zuhörer sein absolutes Unverständnis darüber, dass die Gewalt gegenüber Rettungskräften massiv zunimmt. „Ein Tag wie heute ist einfach einmal eine gute Gelegenheit, um `Danke´ zu sagen“, so der Notfallseelsorger.
Ausbildung im Wandel der Zeit
Das Motto des Florianstages „Ausbildung im Wandel der Zeit“ wurde zweigleisig beleuchtet, nämlich aus Sicht eines Industriebetriebes und der Freiwilligen Feuerwehr. Massimo de Vivo, Leiter Konzernpersonalwesen der Wirthwein AG, stellte die vier Haupthandlungsfelder der Ausbildung in der Industrie vor und erläuterte die künftigen Herausforderungen in der Aus- und Weiterbildung: Digitalisierung, Prozessdenken, Globalisierung und Führungskultur. So sind nicht nur die Lerninhalte, sondern auch die Erwartungshaltungen der Jugendlichen einem steten Wandel unterworfen, was auch im Hinblick auf das Miteinander zwischen Ausbildern und Jugendlichen neue Umgangsformen und Lehrmethoden erfordert.
Der Leiter der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg in Bruchsal, Branddirektor Thomas Egelhaaf, nannte als größte Herausforderung die enorm kurzen Ausbildungszeiten der künftigen Führungskräfte, die in einem zweiwöchigen Kurs zu Gruppen- oder Zugführern ausgebildet werden. „Mehr sei aber leider nicht möglich, weil wir auf Freiwilligkeit beruhen und die Feuerwehrleute dieses Engagement im Ehrenamt und damit in ihrer Freizeit erbringen“. „Die Ausbildung ist zwar normiert“, fuhr der Schulleiter fort, „aber jeder Einsatz ist anders und vieles kann man nicht üben, sondern nur durch Erfahrung lernen. Und genau hier liegt das Problem: Es fehlt meistens die Praxis, weil zum guten Glück nur wenig passiert“. Besonders geändert haben sich in den letzten Jahren die Erwartungs- und Anspruchshaltung der Lehrgangsteilnehmer, wie auch die handwerklich-technischen Kompetenzen. „Dennoch sei die junge Generation sehr zu loben, trotz zunehmender Anforderungen an Führungskräfte gibt es immer noch sehr viele, die sich gerne und mit Herzblut in der Feuerwehr engagieren wollen“, so Egelhaaf, der erläuterte, dass die Führungskräfte der Feuerwehr im Ehrenamt häufig die größte Einheit einer Kommune leiten. „Die Feuerwehr ist meist größer als das Rathausteam und verlangt viel organisatorischen Aufwand. Dies – und nicht etwa Vorkommnisse im Einsatz, sind öfter einmal Grund für die Überforderung der engagiertesten Mitglieder, die dann leider mit einem Austritt aus der Freiwilligen Feuerwehr reagieren“. Der Leiter der Landesfeuerwehrschule sieht deshalb in der Personalentwicklung und insbesondere in der Schulung der künftigen Führungskräfte die größte Herausforderung.
Hans-Peter Achatz und Armin Künzig geehrt
Sebastian Quenzer ehrte gemeinsam mit seinen Stellvertretern und Dr. Frank Knödler, dem Präsidenten des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg, Oberbrandmeister Armin Künzig aus Pülfringen für dessen langjähriges Engagement in der Ortsfeuerwehr sowie der Gemeindewehr Königheim. Hans-Peter Achatz wurde nach 10 Jahren im Amt des Vorsitzenden zum Ehrenvorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbandes Main-Tauber ernannt.
Grußworte
Bürgermeister Uwe Hehn dankte den Feuerwehren für ihr Engagement; er konnte sich von der Professionalität der freiwilligen Helfer in Rot bei einem Brand in unmittelbarer Nachbarschaft seines Wohnhauses vor kurzer Zeit selbst überzeugen.
Besonders elegant kündigte Moderatorin Judith-Leonie Fleckenstein das Grußwort von Landrat Frank an, der sich humorvoll bedankte: „Schönster Landkreis – was willst dazu noch sagen?!“. Frank dankte den Feuerwehrmitgliedern für ihren Dienst und bezeichnete die Floriansjünger als die älteste, lebendigste und vielfältigste Bürgerinitiative.
Der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes in Baden-Württemberg, Dr. Frank Knödler nahm den weiten Weg aus der Landeshauptstadt auf sich, um die Idylle zu genießen: Kein Stau, eine schöne Landschaft und fröhliche Menschen. Knödler steht einem Verband vor, der 42 Stadt- und Kreisfeuerwehrverbände mit insgesamt 119.000 Feuerwehrangehörigen vertritt. Als promovierter Chemiker mit über 45 Jahren Feuerwehrvergangenheit, davon seit 30 Jahren bei der Feuerwehr Stuttgart, habe ihn der Festvortrag „Ausbildung im Wandel der Zeit“ natürlich besonders interessiert. Was folgte war ein sehr guter Vortrag mit einigen Forderungen an die politischen Entscheidungsträger. So müsse der Dialog mit der Industrie und den dortigen Ausbildungsmethoden geführt werden, denn „diejenigen, die ein Auto löschen, sind ja nicht die, die es bauen und man müsse und könne nur voneinander lernen“.
Mit Dankesworten an Familie Wirthwein, die Kameraden aus Niederstetten, Boxberg, Mergentheim und Creglingen für die Bereitstellung der Fahrzeugflotte, den Kreisspielmannszug unter der Leitung von Michael Kronhofmann und die Firma Barth Feuerwehrtechnik beendete Quenzer den offiziellen Festakt und Marcus Wirthwein lud zum abschließenden Stehempfang ein.