Neuer Leiter der Business Unit Medizintechnik im Portrait

Seine Stelle wurde neu geschaffen. Und sie scheint wie geschaffen für ihn: Dr. Thomas Jakob, Jahrgang 1970. „Mein Herz schlägt für Kunststoff und Medizintechnik“, sagt der promivierte Chemiker über sich selbst. Und so liest sich auch sein Lebenslauf.

 

Strukturiert aneinandergereiht wie die Moleküle eines Polymers verläuft Jakobs Weg bis heute. Im Sommer des vergangenen Jahres hat er die Leitung der Business Unit Medizintechnik in der Wirthwein AG übernommen. Bis dahin folgten auf das Studium der makromolekularen Chemie in Bayreuth die Promotion beim Polymer-Papst Professor Reimund Stadler nebst Forschungsarbeiten für BASF, unter anderem in Venezuela, und verschiedene Stationen innerhalb der Rehau-Gruppe, einem im Familienbesitz befindlichen Polymerverarbeiter mit deutschen Wurzeln. Letztlich hat er es hier bis zum Mitglied der Geschäftsleitung in der Raumedic AG gebracht.

 

Das Rüstzeug für gesamtunternehmerische Aufgaben

Berufsbegleitend macht Jakob in den Jahren 2007 und 2008 sein Management-Diplom an der etablierten Business School in St. Gallen, die ihren guten Ruf unter anderem besonders praxisorientierte Dozenten verdankt. Damit erwirbt sich der Techniker das Rüstzeug für gesamt-unternehmerische Aufgaben. Denn er will Führungsverantwortung übernehmen, will Teams aufbauen. „Vorankommen und im Unternehmen etwas bewegen“, wie er es selbst nennt. Nach über 15 Jahren in der Rehau-Gruppe erfolgt dann der Wechsel zur Wirthwein AG, um mit neuen Aufgaben zugleich auch die Gesamtverantwortung der Riegler GmbH & Co. KG mit ihren rund 300 Mitarbeitern zu übernehmen. Der Auftragsfertiger in Mühltal bei Darmstadt ist für Jakob die perfekte Kombination aus Kunststoffverarbeitung und Medizintechnik: „Dafür brenne ich!“ Und es ist wieder ein Familienunternehmen. Auch das ist Jakob wichtig. Denn bodenständig ist er. Am Wochenende pendelt der gebürtige Franke von Hessen „nach Hause“.

 

Mitarbeiter mit Respekt führen

Dort, in Rehau, hat er schon als Bub von seinem Großvater gelernt, andere so zu behandeln, wie er selbst behandelt werden möchte. Ganz einfach eigentlich. Aber vielleicht eines der Erfolgsgeheimnisse des Technik-Managers. Für Jakob jedenfalls ist das zur Maxime geworden. Sein Vater, Manager eines Logistik-Standorts mit über 600 Mitarbeitern, hat ihm zudem Teamgeist und eine offene, ehrliche Kommunikation vorgelebt. Auch das hat Jakob in seinen Führungsstil übernommen. Mit seinem ersten Chef, Dr. Franz Poersch, ehemals Mitglied der Geschäftsleitung bei Rehau, pflegt er noch heute den Kontakt.

 

Spezialist für Kunststoffverarbeitung und Medizintechnik

Schon die Abschlussarbeit seines Management-Studiums in St. Gallen hat Jakob erfolgreich in die Praxis umgesetzt. Eine Strategie zur Optimierung der Organisation von Raumedic in Business Units hat seinerzeit alle Prognosen erfüllt. Heute findet sich Jakob bei Wirthwein in einer ganz ähnlichen Struktur. Auch das scheint typisch für ihn zu sein. Experimente überlässt er anderen. Auf ihn ist Verlass. Er bleibt dem treu, was er kennt, was er kann. Und freut sich, dass er das nun schneller, pragmatischer umsetzen kann. Dafür hat er mit Riegler und Wirthwein die passende Kombination gefunden: Der Spezialist für Kunststoffverarbeitung und Medizintechnik profitiert von der Finanzstärke und internationalen Ausrichtung der familiengeführten Konzernmutter. „Das macht uns schnell und schlagkräftig“, zieht Jakob nach gut einem halben Jahr eine positive Zwischenbilanz.

Die Medizintechnik hat Jakob derweil von der Pike auf gelernt: Entwicklung, Projektleitung, Werkzeugbau, Spritzguss und Reinraumproduktion sowie Qualifizierung und Validierung, all das sind für ihn keine abstrakten Begriffe, sondern ist gelebte Berufserfahrung – unter anderem als Anwendungstechniker sowie als Projekt-, Forschungs- und Entwicklungsleiter. Als Mann der Praxis geht er geradlinig seinen Weg. Systematisch und zielorientiert, die Lösung und deren erfolgreiche Umsetzung stets im Visier. Theoretische Diskussionen sind sein Ding nicht. Das sagen auch Mitarbeiter und Kollegen über ihn. Wer sich überzeugen möchte, wie strukturiert dieser Mann arbeitet, der werfe einen Blick auf seinen Schreibtisch. Absolut nichts Überflüssiges ist dort zu finden, das den Blick vom Wesentlichen ablenken könnte. Fast könnte man meinen, er hätte sein Büro erst heute bezogen. Doch er ist bereits über ein halbes Jahr im Amt.

 

Frischer Wind bei bei Riegler GmbH & Co. KG

In dieser Zeit konnte er gemeinsam mit seinem Team schon einiges bewegen. „Die Mitarbeiter spüren den frischen Wind und ziehen mit“, ist Jakob zufrieden und nennt zum Beispiel die Einführung von Lean Management. Für Jakob die richtige Strategie, um auch in der Medizintechnik dem steigenden Preisdruck zu begegnen. „Natürlich immer im Dialog mit den Kunden und unter Berücksichtigung ihrer regulierten Prozesse.“ Die Problemlösung steht dabei stets im Mittelpunkt. Auch wenn er über sich selbst sagt, er sei heute zu 60 Prozent Techniker und zu 40 Prozent Manager. In dieser Doppelrolle drückt Jakob dem Unternehmen ziel- und lösungsorientiert seinen Stempel auf.

 

Fokussierung auf Reinraumfertigung für die Medizintechnik

Dazu gehört auch die vollständige Fokussierung auf Reinraumfertigung für die Medtech-, Diagnostik-, Pharma- und Kosmetikindustrie. Andersartige Auftragsarbeiten laufen aus oder werden innerhalb der Wirthwein-Gruppe verlagert. Trotzdem wird die Reinraumfläche des Werkes Mühltal II bis Ende des Jahres um weitere 1.000 m² erweitert. „Denn jedes Unternehmen braucht eine klare Strategie“, macht Jakob deutlich, dass er nichts von Schnellschüssen und Querschlägern hält – gerade in der Medizintechnik, wo aufgrund der langen Laufzeit von einer Idee bis zur Zulassung Stabilität und Vertrauen besonders wichtig sind. Spezialwissen wiege hier im Zweifel mehr als Kreativität.

 

Aufgeschlossen für Neues

Das heißt nicht, dass Jakob nicht aufgeschlossen für Neues ist. Ganz im Gegenteil. Selbst für private Marktrecherchen über neue Verpackungslösungen in den einschlägigen Parfümerien ist er sich nicht zu schade. Und vielversprechende Trends werden aktiv in die strategische Ausrichtung eingebunden. So zum Beispiel das Thema 3D-Druck. Was aktuell externe Dienstleister erledigen, wird ab Mitte des Jahres auf einer eigenen Anlage hergestellt. Um den nötigen Spirit zu erzeugen, stellt Jakob seine Teams gerne interdisziplinär zusammen. Damit agiert er nicht nur problemlösungsorientiert, sondern auch weitsichtig.

 

Chancen und Risiken der Globalisierung

Das gilt auch für sein Streben nach einer stärkeren Internationalisierung. Denn in der Globalisierung sieht Jakob mehr Chancen als Risiken. Noch sondiert er die Möglichkeiten und lässt offen, ob es eher die USA oder Fernost werden soll. Gleiches gilt für die Frage, ob ein eigener Standort aufgebaut oder eher eine Akquisition das Mittel der Wahl sein wird. Doch wer Jakob beobachtet, darf sicher sein, dass er eine fundierte Entscheidung findet, die schnell und strukturiert umgesetzt wird.