Von der Schanktheke mit Stangeneiskühlung zum modernen Anlagenbauer für die Großgastronomie. Zudem bewegen Schienenfahrzeuge mit Bordrestaurants aus Röttingen die ganze Welt.
Röttingen. Das handwerkliche Können und Know-how der 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter garantieren den Wettbewerbsvorteil: Die Fertigungstiefe der individuellen Einzelanfertigungen ist in der Branche einmalig. Nun feiert das Unternehmen mit einer bewegten Geschichte 100-jähriges Jubiläum.
Was hat der Tourist im Panoramazug „Rocky Mountaineer“ in Kanada mit den Mitarbeitern von Siemens in Wien, Swarovski in der Schweiz, den weltbekannten Dax-Unternehmen Daimler, BMW, Adidas, Deutsche Post, Linde, Volkswagen gemeinsam? Welche Gemeinsamkeit teilen die Beschäftigten von Airbus in Hamburg, dem Axel-Springer-Verlag in Berlin mit den Besuchern der Neuen Landesmesse in Stuttgart, dem Schloß in Heidelberg, des Porsche-Museums in Zuffenhausen, oder die Fußballfans in Ingolstadt oder Düsseldorf sowie die Studenten der Universitäten in Tübingen oder in Marburg? Richtig: Wenn sie das gastronomische Angebot im Bordrestaurant des Zuges, der Betriebskantine, der Mensa oder der Messehalle in Anspruch nehmen, bedienen sie sich aus Kälte-, Wärme- sowie Präsentationsmobiliar aus der Herstellung der Röttinger Winkler Design GmbH & Co. KG.
Selbst der Rücklauf und die Spültechnik sowie das Geschirr selbst – als Full-Service-Supplier kümmert sich Winkler Design auch hier um praktische Lösungen für den gastronomischen Alltag mit mehreren Hundert bis hin zu mehreren Tausend Essensteilnehmern. Die klangvolle Referenzliste ist dabei längst nicht vollständig, denn auch das „Europäische Patentamt in München“, Dr. Oetker in Bielefeld, Trumpf in Ditzingen, Ratiopharm in Ulm oder die Versicherung „Lalux“ in Luxemburg gehörten in der jüngsten Vergangenheit zu den Kunden. „Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr wird mir bewusst, dass ja noch so viele Kundennamen fehlen“, lacht Werkleiter Rudi Schmitt, „und über die Kunden im Geschäftsbereich Bordrestaurants für Schienenfahrzeuge haben wir noch gar nicht gesprochen“. So baut Winkler Design aktuell – oder baute in jüngster Vergangenheit – für Hochgeschwindigkeits- und Touristenzüge in Deutschland, Schweiz, Österreich, Spanien, Polen, Italien, Aserbaidschan, Kanada oder Schweden die Restaurants für die Fahrgäste im Zug.
Ein Blick zurück
Am 1. Februar 1921 wurde das Unternehmen von Georg Winkler in Röttingen gegründet. Ursprünglich stand der Bau von Kühlmöbeln und Ladeneinrichtungen im Mittelpunkt der Geschäftstätigkeit. Damals wurde Stangeneis zum Kühlen verwendet, in die Möbel wurde dieses in geschlagenen Blöcken eingestellt. „Leider sind beim Umzug an den heutigen Standort die alten Möbelstücke alle vernichtet worden“, bedauert Rudi Schmitt. Das Rad des technischen Fortschritts drehte sich weiter: Bald wurden die Kühlschränke mit Kühlaggregaten ausgestattet, aber noch immer weitgehend aus dem Werkstoff Holz produziert; der Innenraum mit verzinktem Blech ausgeschlagen; später hielt Edelstahl Einzug. Ausgehend von diesem Ursprungsgeschäft wurde sich auf den Bau von Sonderanlagen im Bereich der Gemeinschaftsverpflegung spezialisiert.
Kunden sind heute die Großindustrie, die täglich viele Beschäftigte, Kunden und Gäste verpflegen. Die Philosophie der Betriebskantine hat sich über die letzten Jahrzehnte „vom notwendigen Übel `schnell und günstig satt zu machen´ zum Kommunikationspunkt, der zur Erholung für die Mitarbeiter dient, weiterentwickelt. Heute gilt ein Betriebsrestaurant als weicher Standortfaktor im Wettbewerb um die besten Mitarbeiter, es wird unter dem Gesichtspunkt der Gesundheitsprävention gesundes Essen angeboten, Nachhaltigkeit steht ebenso ganz oben in der Rangliste. „Mit dem Wort `Wellness´ ist die Funktion heutiger moderner Betriebsgastronomie ganz gut umschrieben“, so Marcus Wirthwein in seiner Ansprache an die Belegschaft im Rahmen eines - coronabedingt nur kleinen - Mitarbeiterfestes, um für das Engagement in all den Jahren zu danken.
Bordrestaurants
Ende der 1960er Jahre wurden erste Einrichtungen für Bordrestaurants für Schienenfahrzeuge gebaut. „Richtig angefangen und kontinuierlich als Geschäftsbereich entwickelt wurde dieses Standbein dann etwa ab Mitte der 80er Jahre“, erinnert sich Werkleiter Rudi Schmitt. Begonnen hat Winkler Design mit der Ausstattung von Interregios, dabei wurden Kompetenzen aufgebaut und weiterentwickelt. „Die Normen und Vorgaben sind sehr hoch, deshalb gibt es nur wenige Marktbegleiter“, erläutert Schmitt. Am Beispiel des Brandschutzes stellt er die aufgebauten Kompetenzen dar, genauso wie er die Möbelbefestigung unter Berücksichtigung der Fahrzeugstruktur, Fliehkräfte, Verwindungen, beim Bremsen und Beschleunigen fokussierte, um so das Know-how der Beschäftigten zu unterstreichen. Winkler Design hat sich als europäischer Marktführer etabliert, weltweit fahren Bordrestaurants aus der Röttinger Fertigung in Schnellzügen sowie in Touristenzügen und verpflegen dort täglich tausende Gäste.
Tochterunternehmen der Wirthwein-Gruppe
1978 verkaufte Familie Winkler ihre Firma an die Hochstatter-Unternehmensgruppe. Der Standort des Unternehmens blieb in der Rothenburger Straße, 1988 erfolgte der Neubau des Büro- und Fertigungsgebäudes am heutigen Standort Im Wasen 2, denn am alten Standort musste über drei Stockwerke produziert werden: Sperrige Möbel über Treppen zu transportieren, schränkte die Produktionsfähigkeit stark ein. Der Umzug fand 1989 statt, das bisherige Firmenareal an der Rothenburger Straße wurde an die Firma Eibe veräußert. Nach der Zugehörigkeit zur Hochstatter-Gruppe, die Mitte der 1990er insolvent ging, kaufte Udo Wirthwein das Unternehmen im Jahre 1995. Seitdem gehört Winkler Design als drittes Tochterunternehmen zur inzwischen weltweit tätigen Wirthwein-Gruppe mit heute 22 Unternehmen und rund 3.500 Beschäftigten.
2003 übernahm Winkler Design die Firma Mathes in Würzburg und ist seitdem Komplettanbieter vom Bau der Thekenanlage, Großküche inklusive zugehöriger Spültechnik bis hin zum nötigen Equipment, Porzellan, Besteck und Gläsern. „Alles aus einer Hand mit einer Fertigungstiefe, die so auf dem Markt außer Winkler Design keiner anbieten kann“, lobt Rudi Schmitt die rund 70 Beschäftigten, allesamt Fachkräfte in ihrem Gewerk. Vom Vertrieb über die Konstruktion, den Bau der Anlagen durch eigene Metallbauer, Schreiner und Elektriker reicht die Verantwortung bis hin zur Vor-Ort-Montage durch eigene Monteure. „Wir stehen von der Konstruktion bis zur Inbetriebnahme beim Kunden für die Qualität und Funktionalität ein“, garantiert Werkleiter Schmitt, „denn nichts ist schlimmer, als wenn zur Mittagszeit mit vielen hungrigen Beschäftigten, die alle in 30 Minuten wieder zurück an den Arbeitsplatz wollen, beispielsweise ein Schalter und somit die Speisenausgabe nicht funktioniert.“
Dass Winkler Design für hohe Qualität bürgt, zeigt auch, dass Kunden im Verlauf der vielen Jahre immer wieder kommen – etwa wenn es einen weiteren Standort auszustatten gilt, ein Neubau, eine Erweiterung oder eine Revision ansteht. „Die Kunden wissen, dass wir alles selbst herstellen und haben so die Sicherheit, dass wir auch nach vielen Jahren Reparaturen durchführen oder Verschleißteile ersetzen können“, so der Werkleiter. Neben dem Know-how der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzt Winkler Design auf den stetigen Invest in neue Maschinen und Anlagen, um mit neuester Technologie fertigen zu können. Beispiele hierfür sind eine Laserschneidmaschine für die Anfertigung von maßgenauen Blechen oder eine moderne Plattenaufteilsäge zur ressourcenschonenden und optimalen Ausnutzung der Rohplatten sowie ein modernes Bearbeitungszentrum für das Fräsen und Dübeln der Möbelteile in der Schreinerei. Auch in die Gebäudeinfrastruktur wird stets investiert, sichtbarstes Zeichen für ein modernes Unternehmen im Geschäftsbereich Innenausbau ist der 2008 fertiggestellte Bürokomplex, der mit der verglasten halbrunden Optik auch heute noch von der Offenheit für modernes Design gepaart mit höchster Funktionalität zeugt. „Das höchste Gut sind aber die 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, allesamt Fachkräfte mit jahrelanger Expertise in ihrem Bereich“, betont Marcus Wirthwein, der auch in Zukunft auf die Ausbildung der eigenen Fachkräfte setzt. Das Unternehmen bildet in den Berufen Tischler und Metallbauer sowie Technische Produktdesigner aus. Winkler Design bietet darüber hinaus auch interessante Stellenangebote für Fachkräfte. Stellenausschreibungen mit der direkten Möglichkeit zur Onlinebewerbung erhalten Interessenten tagesaktuell auf der jüngst erst neu gestalteten Website www.winklerdesign.de